Altersrente erst ab 69 – manchem Wähler ist diese Vision hart in die Knochen gefahren. Doch zu einer wirklich durchgreifenden, beherzten Reform fehlt diesen 5 Wirtschaftsweisen noch immer der Mut. Bekanntlich giert die deutsche Wirtschaft geradezu nach Weißhaarigen mit gereifter Erfahrung. Jede Fixierung auf eine feste Altersgrenze verharrt im Anspruchsdenken einer verflossenen Epoche. Konsequent marktliberal wäre nur eine volle Flexibilisierung des Rentenalters nach individueller Gebrechlichkeit, bescheinigt jeweils vom Betriebs- oder vom Amtsarzt. Dann endlich könnten Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung zusammengeführt werden zu einem einzigen Rundum-Sorglos-Sparpaket, zu einer Grundversorgung etwa bei Hartz 4. Jeder arbeitet dann, solange er für die Volkswirtschaft noch etwas bringt, und erfreut sich hernach dieser Stütze. Nach einer Kaskade von Reformen nähert sich die Durchschnittsrente in Deutschland ohnehin dem Niveau der Sozialhilfe (alias Grundsicherung).
Blicken wir auf unsere Aufsichträte, diese Elite der deutschen Leistungsträgerschaft. Kaum einer von denen denkt auch nur im Traum daran, mit 67 abzutreten. (Jeder dient hingebungsvoll seiner Firma und deren Aktionären, und das oft bis zum letzten Atemzug.)
Eine Fusion von Renten-, Arbeitslosen- und Krankenversicherung brächte zudem einen radikalen Entbürokratisierungsschub. Die aus den Verwaltungen Freigesetzten könnten in die Altenpflege umgelenkt werden. (Das mildert die demographische Belastung.)
Doch nicht nur das Rentenalter gehört dynamisiert, sondern auch das Niveau der Stütze, auf die jeder vertrauen kann. Mindestlohn, das sei wie DDR ohne Mauer, so hatte unlängst ein freidemokratischer Vizekanzler befunden. Gilt das dann nicht genauso beim Geld für Arbeitslose, Rentner und Kranke? Kommt all das aus einer Hand, aus einer pauschalen Rundum-Versorgung, so könnte diese Versorgung auch flexibel mit den akuten Nöten des Fiskus abgestimmt werden, etwa bei dringenden Staatshilfen für Pleitebanken. Denn im Unterschied zu einem Finanzkonzern, dessen Bankrott die Volkswirtschaft in den Abgrund reißt, ist kein Rentner systemrelevant. Kein Finanzmarkt, keine Börse wird nervös, weil ältere Frauen in Sachsen-Anhalt oder im Saarland nicht mehr das Geld für Glotze, Telefon und Heizung zusammen bekommen.
((Kürzbar: Was heißt hier „Schutz des Eigentums“ und Grundgesetz? Die Hälfte der Rentenversicherung hat doch eh der Boss gezahlt, von wessen Geld auch immer. Außerdem ruht der berühmte Generationsvertrag auf zwei Säulen. Die im Arbeitsalter sorgen für die Alten und Kranken, aber auch für die Kinder. Wenn sich eine Generation um die Kosten einer hinreichenden Nachkommenschaft drückt und ihre demographische Zukunft verkonsumiert, so hat sie halt im Alter das Nachsehen.))
Arbeit soll sich ja wieder lohnen. Der billigste und einfachste Weg, dieses Gebot durchzusetzen, ist ( die Angst vorm sozialen Absturz, also) ein Zurückstutzen von Renten und sonstiger Stütze. Genau das ist mit dem Wahl-Slogan „Mehr netto vom brutto!“ wohl auch gedacht gewesen. Und wenn die Renten so miserabel ausfallen, wie das absehbar ist, so sollten wir dankbar sein für jedes Arbeitsjahr, das uns noch vor diesem kargen Alter bewahrt.
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