Betriebsrenten sind die dritte Säule der Altersversorgung in Deutschland, neben der gesetzlichen Rente und der kapitalgedeckten Privatvorsorge. Und die ist mit dem Chaos in den Finanzmärkten und den Kaskaden von Bankenzusammenbrüchen arg in Misskredit geraten. Werden nunmehr die Betriebsrenten zum Rettungsanker unseres angeblich so arg bedrohten Wohlstandes im Alter?Schon ihre Verteilung ist ein sozialer Skandal. Und daran hat der Staat kräftigen Anteil. So sind diese Renten in Großunternehmen rund dreimal so hoch wie in Firmen mit bis zu hundert Mitarbeitern. In der Industrie und vor allem bei Banken und Versicherungen fallen sie weit üppiger aus als in anderen Branchen. In Ostdeutschland erreichen sie nicht einmal die Hälfte des Westniveaus. Skandalös ist vor allem jedoch die Verteilung innerhalb der Firmen. Hochqualifizierte oder leitende Angestellte kassieren rund dreimal höhere Betriebsrenten als Fachkräfte in gehobener oder mittlerer Position und gar achtmal mehr als Hilfs- und einfache Fachkräfte. Diese Kluft ist weit größer als die Diskrepanz der Gehälter. Sie lässt ahnen, wie es um die Entlohnung bestellt wäre, wenn nur das Management das Sagen hätte.
Dabei wird dieser Verteilungsskandal eben auch noch mit Leistungen zulasten der Staatskasse gefüttert und hochgetrieben. Zum ersten setzen die Firmen ihre Kosten für die betriebliche Altersversorgung voll von der Steuer ab (, wie fragwürdig auch immer diese Renten auch verteilt sein mögen). Zum zweiten können Arbeitnehmer auch selbst zur künftigen Betriebsrente beitragen. Man nennt das „Entgeltumwandlung“. Egal ob Chefingenieur oder Hilfskraft – jeder darf rund zweieinhalbtausend Euro pro Jahr steuerfrei dafür abzweigen. Das lohnt sich auch für die Firma. Denn die braucht auf dieses Geld keine Sozialbeiträge mehr zu zahlen. Das Nachsehen haben heute die Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Spart sich der Chefingenieur 4 % seines Lohnes dafür vom Munde ab, so buttert der Fiskus über Steuervergünstigungen noch etwa 1200 € pro Jahr zu. Das ist gut sechsmal soviel wie bei einer niedrig entlohnten Hilfskraft. Doch die wird ohnehin kaum 4 % ihres Lohnes für eine solche Zusatzrente erübrigen können. Solche Diskrepanzen sind offenkundig politisch gewollt. Schließlich kassieren auch bei den Riester-Renten Hochbezahlte rund sechsmal soviel an Staatsknete wie Otto Normalverdiener.
Dass Männer im Schnitt zweieinhalb mal soviel Betriebsrente bekommen wie Frauen, man mag es zum Teil ihrem von Erziehungszeiten durchlöcherten Berufsleben zuschreiben. Und was die kleineren Firmen der deutschen Industrie betrifft, so liegen hier auch schon die Löhne um mehr als ein Drittel unter dem Niveau von Großunternehmen. In keinem anderen Land der alten EU existiert ein solches Missverhältnis. So ist es nicht verwunderlich, dass dann auch die Betriebsrenten in kleinen Firmen mickrig ausfallen.
Im übrigen zahlt bei einem Drittel dieser Rentenverträge die Firma gar nichts zu. Die Kosten gehen dann allein zu Lasten des Lohnes und der Staatskasse. Und fast die Hälfte aller Beschäftigen in der deutschen Privatwirtschaft hat bis heute überhaupt keinen Anspruch auf Betriebsrenten. In der Großindustrie wird dagegen eine Art von Arbeitnehmer-Aristokratie hochgepäppelt – und das zu Lasten auch der Öffentlichen Hände.
Hier ist politischer Handlungsbedarf. Das Mindeste wäre, dass der Staat allen Arbeitnehmern bei dieser Altersvorsorge mit dem gleichen Anteil unter die Arme greift. Besser, er unterstützte alle mit der gleichen Summe. Und am Besten, er würde den ohnehin Hochbezahlten für ihre Zusatzrenten ein wenig weniger zukommen lassen und den Einkommensschwachen dafür ein wenig mehr. Andernfalls gerät diese dritte Säule der deutschen Altersvorsorge zu einer sozialpolitisch perversen Veranstaltung.
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