„Die Lebensversicherung ist in ihrer Menschlichkeit der heilsamste und vorsorglichste Gedanke, der jemals einem menschlichen Hirn entsprang, um die Schicksalsschläge abzuschwächen und das Familienleben vor der Zerstörung zu schützen.“
Victor Hugo
Wenn Versicherungen ein Geschäft mit der Angst betreiben, macht dann der Bäcker ein Geschäft mit dem Hunger? Geschäfte kann man nur machen, wo es ein Bedürfnis zu stillen gibt. Unverkennbar stillen Versicherungen ein Elementarbedürfnis. Ihr Produkt ist die Befreiung von Angst. Und dieses Produkt verkauft sich blendend. Jeden neunten Euro haben die Deutschen 2003 für Versicherungen ausgegeben, 1856 € pro Einwohner. Die Kapitalanlagen der Versicherungen summieren sich auf über eine Billion – tausend Milliarden – Euro. Das ist das 1,7fache aller Nettogehälter dieses Jahres in Deutschland.
Gewiss, auch diese gewinnverwöhnte Branche war der dotcom-Blase an den Börsen verfallen und hat Federn lassen müssen. Doch als man sich im November im Berliner Theater des Westens zur Jahresfete zusammenfand, um sich in geschlossener Veranstaltung zunächst des Musicals „Les Misérables“ zu erbauen, konnte Verbandspräsident Dr. Bernhard Schareck dem Saal versichern, mit den Elenden sei weder die Branche noch ihre Kundschaft gemeint. Das war angesichts der momentanen Stornoquoten, dem Zusammenbruch des Riester-Booms und einigem Rumoren in der Assekuranz ja keine triviale Botschaft. Weidlich hatte sich die Medienwelt an der „Krise der Lebensversicherungen“ delektiert.
So hatte es schon etwas Befreiendes und auch Versöhnendes, wie die versammelte Direktorenschaft der wohl reichsten und mächtigsten Branche im Lande den zerlumpten Barrikadenkämpfern zujubelte, die auf der Bühne die rote Fahne schwenkten. Das eben vermag große Kunst: Alle Menschen werden Brüder, zumindest für einige erhebende Augenblicke. Danach gab es Flying Buffet, Roulade vom Perlhuhn, Rahmsüppchen mit Tartar vom Wildschinken, süßsaure Linsen mit Flusskrebsen, Tafelspitz im Trüffelduft mit Ciabatta, Streifen vom Filet mit Lauch-Fondue und Kartoffelmousseline, Coq au Vin, Gebratenen Seeteufel auf Tandoori-Ebli, Dammhirschroulade mit Pilzsalbeifüllung und gebratenen Serviettenknödeln, Grünen Thai-Curry vegetarisch, Roten Thai-Curry mit Poularde-Streifen, schließlich Crème Brûlée mit Lavendel und Ratatouille von exotischen Früchten, Pralinen-Biskuit mit Kardamom-Apfel-Ragout und Waldbeeren mit Portwein-Chiboust, gereicht von einer Schar traumhaft schöner Hostessen im charmant-dekadenten Zwanziger-Jahre-Look, indes eine Damen-Jazzband, gleichfalls in Zwanziger-Jahre-Dekadenz gestylt, unter den riesigen Kristall-Kronleuchtern den Sound jener Epoche bot. Und allein der Rotwein, ein 99er Château Contenac Brown 3ième Cru Classé Morgeaux, ich werde ihn bis ans Ende meines Lebens nicht vergessen.
Leistung darf sich ja schließlich lohnen, und geleistet hat man fürwahr nicht weniges. In einem so hohen Ausmaß Vertrauen und Ersparnisse der kleinen Leute auf sich zu ziehen, mit 410 Millionen Verträgen, darunter allein 92 Millionen Lebensversicherungen – und die sind ja weiß Gott nicht die lohnendste Weise zu sparen –, das ist bewundernswert. Einer Viertel Million Arbeitnehmern gibt die Branche Lohn und Brot, dazu 79000 haupt- und 320 000 nebenberuflichen Vertretern. Sie nährt ihre Frau und ihren Mann und das unter dem Banner eines edlen Ziels. Schließlich hat die Versicherungswirtschaft „mehr humanitären, karitativen als kommerziellen Charakter“, wie ein Chef der Nürnberger Lebensversicherung einst zum Besten gab.
Seit dem Vormarsch des Versicherungswesens ist eine weitverbreitete seelische Deformation auf dem Rückzug und nahezu verschwunden – der krankhafte Geiz, das Angstsparen für nicht auszuschließende, aber unwahrscheinliche Schicksalsschläge. Nur einen kleinen Teil des Einkommens zweigt man ab, um gewappnet zu sein gegen Feuer und Unfall und die Verelendung seiner Lieben, so man zu früh abberufen wird. Gewiss, früher vertraute man auf die konkrete Hilfe der Gemeinschaft im Unglücksfall, man hatte ja auch meist nichts anderes. Und gewisse fundamentalistische Christengemeinden verbieten den Ihren noch heute Versicherungsschutz als einen Versuch, an den Entscheidungen des Herrn herumzumanipulieren. Man hilft dort eben einander. Versicherungen sind verlässlicher, sind kalkulierbar und setzen nicht auf eine Mitmenschlichkeit, die rundum dahinschwindet. Die einander Unterstützenden müssen einander nicht sympathisch sein, sie kennen sich ja schließlich nicht. Und die große Zahl der Mitversicherten feit auch gegen kollektive Katastrophen regionalen Ausmaßes.
Die genialisch einfache Idee der Versicherung überzeugt mehr und mehr Menschen zu stärkerem Engagement. Die Pro-Kopf-Ausgaben der Deutschen für Versicherung haben sich seit 1980 verdreifacht, die Beiträge insgesamt vervierfacht und die Leistungen verfünffacht. Doch das Bilanzvermögen der Versicherungen wuchs im gleichen Zeitraum auf das Siebenfache. Wer 1979 Aktien der Allianz gekauft hat, verfügte 20 Jahre später über ein fünfmal größeres Vermögen als jemand, der damals eine Lebensversicherung bei der Allianz abgeschlossen hat. Wer freilich erst im Jahr 2000 eingestiegen war, der hatte schon ein recht stabiles Nervenkostüm vonnöten. Nicht jede unternehmerische Entscheidung wird bekanntlich vom Schicksal belohnt.
Wie kann man einen längst schon legendären Reichtum aus den Beiträgen der Versicherten ziehen und zugleich diese Kundschaft bei Laune und bei der Stange halten? Das ist das eigentliche Wunder. Es erklärt sich aus der glückhaften Vermischung des Versicherungsgedankens mit der Verwaltung von Ersparnissen, kombiniert mit umsichtig abgesicherten Branchenprivilegien. Dank dessen bleibt es für die Kundschaft weithin undurchschaubar, was eigentlich und mit welchem Resultat mit und aus ihrem Geld gemacht wird. Verlässliche Versicherung verlangt die Verfügbarkeit fetter Reserven. Auch sehr unwahrscheinliche Schadenshäufungen sollen abgedeckt sein. Folglich sind die Prämien pro Jahr deutlich höher als das, was an Geld normalerweise wirklich gebraucht wird und wieder abfließt. Diese überhöhten Prämien sind aufsichtsrechtlich verlangt. Aufgehäuft führen sie nach und nach zu atemberaubenden Kapitalien. Derlei Überschüsse infolge überkalkulierter Prämien haben nichts zu tun mit einem Unternehmensgewinn. Sie verdanken sich keinem unternehmerischen Können, sondern rechtlichen Vorgaben. Deshalb sind nicht gebrauchte Überschüsse von Zeit zu Zeit zurückzuerstatten.
Wie verwandelt man nun diese Versichertengelder in Eigentum der Versicherungen? Das ist die entscheidende Herausforderung, und sie wird bravourös gemeistert. In paradigmatischer Weise zeigt sich hier die Macht von Sprache und Definitionskraft. „Was heißt Versichern? – Der Grundgedanke der Versicherung besteht darin, dass sich eine größere Zahl von Menschen zu einer Gruppe zusammenschließt, um den tatsächlich von Missgeschick Betroffenen zu helfen. Das Risiko wird auf viele Schultern verteilt, “ – so konnte man bis vor etwa zwei Jahrzehnten in den Werbebroschüren der Branche lesen. Da hieß es weiter, „dass die Lebensversicherungs-Unternehmen die treuhänderisch verwalteten Gelder ihrer Versicherten gewinnbringend anlegen“ (zitiert nach Hans Dieter Meyer, Das Versicherungs(un)wesen. Eine Branche jenseits von Recht und Wettbwerb, München 1990 S. 51). Doch 1984 wird in der Branchenzeitschrift Versicherung umdefiniert: „Was heißt Versichern? – Der Grundgedanke der Versicherung besteht darin, dass mehrere Personen das finanzielle Risiko des Gefahreneintritts auf den Versicherer übertragen und ihm dafür ein Entgelt, den Versicherungsbeitrag, zahlen.“ (ebenda) Kein Wort mehr von treuhänderischer Geldverwaltung. Vorausgegangen war die weitgehende Verdrängung eines kleinen a durch ein großes, von aGs durch AGs, Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit durch Aktiengesellschaften. Die AGs der Assekuranz-Branche betrachten die Prämienzahlungen nicht als Einlagen der Kundschaft, wie Banken die Spareinlagen, sondern als ihr Eigentum, als Preis eben für die Dienstleistung Versicherung. Niemand würde im Ernst behaupten, die Gelder auf Girokonten und Sparbüchern seien Eigentum der Banken, Überweisungsbeträge auf andere Konten und Rückzahlungen Produkte der Banken und Einzahlungen der Preis für diese Bankprodukte. Doch Allianz & Co sehen sich eben nicht als Dienstleister, welche die ihnen treuhänderisch anvertrauten Gelder einer Versichertengemeinschaft verwalten und auf Geschädigte umverteilen, sondern als Firmen, die gegen den Preis einer Prämie Risikoabdeckung verkaufen. Dabei werden unmerklich die Begriffe „Überschuss“ und „unternehmerischer Gewinn“ vertauscht – mit der Folge, dass sich die aufgrund der rechtlich zwingenden Überkalkulation von Prämien aufstauenden Gelder nach und nach in Gewinn und schließlich in Dividenden verwandeln lassen.
Der ergiebigste Geniestreich freilich ist die Vermischung von Versicherung und individuellem Vermögenssparen – eben die Kapital-Lebensversicherung. Sie nutzt dabei den irreführenden Begriff der „Rentenversicherung“. Eine Versicherung versichert gegen Schicksalsschläge, Schadens- und Unglücksfälle und Katastrophen. Das Erreichen des Rentenalters ist, zumindest heutzutage und bislang, nichts von all dem, sondern der Normalfall. Deshalb ist im Grund von Rentenkassen statt von Rentenversicherungen zu sprechen. Strikte Versicherungsleistungen sind die Risikolebensversicherungen. Sie blättern im frühen Todesfall eine gewisse Summe hin und sind halbwegs preiswert. Die Kapital-Lebensversicherung dagegen vermischt undurchschaubar Todesfall-Versicherung mit persönlicher Vermögensbildung. Selbst deren größtenteils als Ersparnis gedachte Prämie soll Preis für ein Versicherungspaket sein. Kein Kunde kann erkennen, wie viel von seinem Geld wofür draufgeht, für Risikoschutz, für Vermögensbildung, für Verwaltung, für Vertreterprovision und für den Gewinn der Firma. Doch das muss er ja auch nicht, solange er mit dem Resultat dankbar und zufrieden leben kann. Schließlich ist die Lebensversicherung ein „ganzheitliches Produkt“, so der Chef der Viktoria Leben im Handelsblatt; die Aufschlüsselung der Prämie helfe dem Kunden kaum weiter.
Erfolg zieht Neider und Nörgler an wie Käse die Fliegen. Und so steht diese im Grunde karitative Branche seit Jahrzehnten unter Beschuss. Im Zusammenspiel mit überkalkulierten Prämien, verbunden noch mit Steuervergünstigungen, „kommt die Erlaubnis zum Betrieb einer Lebensversicherung der staatlichen Konzession gleich, sich selber Geld drucken zu dürfen“, so die Zeitschrift Capital schon in den achtziger Jahren. Die Süddeutsche Zeitung schrieb damals von „paradiesischen Zuständen“ für die Branche, der Spiegel analysierte unter der Überschrift „Wie in einer Bananenrepublik“, wie die Gutachterriege von Versicherungswissenschaftlern an den Universitäten, die man zu Anhörungen in Bundestag und Ministerien zu laden pflegt, mit Aufsichtsratsposten und Gutachteraufträgen aus der Branche überdotiert wird, und listete eine dreistellige Zahl von Bundestagskandidaten auf, die mit Spenden der Assekuranz gepflegt worden sind. Kritiker begründeten die Abstinenz des Gesetzgebers mit „einer beinah schon anstößigen Verflechtung der Versicherungswirtschaft mit der universitären Rechtswissenschaft“ (Professor Udo Reifner, Finanzdienstleistungen, soziale Diskriminierung und Verbraucherschutz). Der Präsident des Bundes der Versicherten, Hans Dieter Meyer, befand, gewinnorientierten Aktiengesellschaften die Verwaltung von Treuhandgeldern zu überlassen, ohne dass sie darüber genau Buch führen müssen, „ist etwa so unheilvoll, als wenn man Vampire mit der Verwaltung einer Blutbank beauftragt, ohne sie zu verpflichten, das eingehende Blut zu registrieren“ (Meyer 1990, S. 69). Der Kunde habe praktisch keine Chance, Abrechnungen von Lebensversicherungen nachzuprüfen.
Derlei Attacken sind so alt wie die Branche. Schon Ende des 19. Jahrhunderts schrieb ein Elizur Wright von der US-amerikanischen Versicherungsaufsicht: „Da in der Lebensversicherung Dinge miteinander vermengt sind, die getrennt werden sollten, und weil das Wissen darüber, was bei einem solchen Vorgang eigentlich vor sich geht, nur auf einer Seite vorhanden ist, und weil dadurch die Möglichkeit des Schwindels so groß ist, muss man sich fragen, ob Lebensversicherungen jemals mit einem gewissen Grad von Ehrlichkeit betrieben werden.“ (zit. nach Meyer, S. 211)
Die Hunde bellen, doch die Karawane zieht weiter. 1983 erging das berüchtigte Urteil des Landgerichts Hamburg: Straffrei dürfen seither Kapitallebensversicherungen als legaler Betrug diffamiert werden. Großzügig hat der Branchenverband seine Berufung gegen dieses Urteil zurückgezogen, um des sozialen Friedens Willen. Die langwährende Praxis, Zehnjahresverträge, bei Haustürgeschäften abgeschlossen, versehen mit der Klausel „Mir ist bekannt, dass in den ersten Jahren kein oder nur ein geringer Rückkaufswert entsteht“ – der eine oder andere hat sich daran gestoßen. Dann gab es das Gerücht der Unkündbarkeit. Sehr wohl können Kunden ihre Kapital-Lebensversicherung zeitnah kündigen, zumindest zumeist. Nur bekommen sie halt nicht viel zurück. Vertrauen ist eben auf Gegenseitigkeit gebaut. Pacta sunt servanda.
Fälle wie die eines Hamburger Zahnarztes, der auswandern wollte und nach fünf Jahren von 55600 Mark Beiträgen 1264 Mark und 6 Pfennige zurückbekam, wurden medial ausgeschlachtet. Derlei gewiss nicht ungünstige Arbeitsbedingungen für das eher humanitäre Versicherungsgewerbe sind ja schließlich nicht vom Himmel gefallen. Sie verdanken sich einer langwährenden und umsichtigen Pflege der politischen Landschaft, einer zielgenauen Informationspolitik. Ausnahmen vom Gesetz zum Haustürgeschäfts-Widerruf für die Assekuranz-Branche sind öffentlich völlig überbewertet worden. Wer sofort den Versicherungsschutz will oder nicht ablehnt, muss nun mal Einschränkungen in Kauf nehmen. Selbstredend gibt es bei Kapital-Lebensversicherungen für 14 Tage ein Rücktrittsrecht und ein Widerspruchsrecht 14 Tage nach Eingang der Police. Dass man den neugegriffenen Kunden die Unterlagen mit den Infos zum Widerspruchsrecht nicht vor Zugang der Police zuschickt, wie das die EU vorschreibt, sondern erst mit der Police, das spart Porto. Schließlich sind die Versicherungen zu einer verantwortlichen Mittelbewirtschaftung angehalten.
Gewiss, rund fünfzig Prozent aller Kapital-Lebensversicherungen werden vorzeitig gekündigt, meist wegen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Not. Das ist nicht unprofitabel für die Branche. Die Leute sind oft froh, überhaupt etwas von ihrem Geld wieder zu sehen und die Beitragslast los zu sein. Wären sie unversichert gewesen, wäre ihnen fast allen fast alles in den üppigen Zeiten wohl zwischen den Fingern zerronnen. Die Behauptung, Sparen im Strumpf sei günstiger als eine Kapital-Lebensversicherung, weil man dann wenigstens sein Eingezahltes voll zurückbekommt, wenn es eng wird, übersieht eben, dass dann das Geld zumeist gar nicht im Sparstrumpf gelandet wäre. Dabei ist Großzügigkeit der Branche keineswegs fremd. Wer seine Beiträge nicht mehr zahlen kann, von dem werden sie kaum je eingeklagt.
Bekanntlich entstehen nicht wenige Katastrophen aufgrund von Maßnahmen zu ihrer Verhütung. Das ist eine condition humaine und seit der antiken Tragödie ein Allgemeinplatz. Der Versuch, sich und die Seinen gegen Armut im Alter und als Todesfolge zu versichern, erzeugt halt bisweilen Armut – nicht nur, weil Kapital-Lebensversicherungen nicht die billigste Art des Sparens sind, sondern vor allem für diejenigen, die aus schierer Not auf einen Großteil der eingezahlten Ersparnisse verzichten. Insofern und für eben jene wird das Produkt „Versicherung“ zum Gegenteil des Versprochenen. Armutsvermeidung verstärkt oder erzeugt dann mitunter Armut – doch dieses Schicksal ereilt eben nur etwa die Hälfte der Kapital-Lebensversicherungsfälle. Dann resultiert aus Angstvermeidung Stress und Angst; das gehört zu der Unkalkulierbarkeit des menschlichen Strebens und Lebens, das kalkulierbar nur von der Statistik der Versicherungsmathematiker erfasst wird.
Dergleichen trifft gelegentlich auch die Kundschaft der privaten Krankenversicherungen, die sich dank des Reformschubs bei der „gesetzlichen“ durchaus eines Booms erfreuen können. Das etwa ist hier der Kern der Kritik: Junge und erst recht Ledige werden mit Niedrigprämien und Sonderleistungen geködert, mit Rückzahlungen verwöhnt und finden sich im Alter nach einer Kaskade von Prämienerhöhungen mit einer Beitragslast wieder, die sie nicht selten zu Sozialhilfefällen werden lässt. Zwar müssen Prämienerhöhungen von einem unabhängigen Gutachter abgenickt werden. Doch den wählt sich die Firma aus und der will ja in der Regel auch künftig mit lukrativen Begutachtungen bedacht werden. Der Rückweg in die „gesetzliche“ ist den Versicherten versperrt, und selbst der Wechsel in eine kostengünstigere private ist durch den Verlust der angesparten Altersrückstellungen abgeblockt, die man bei Versicherungswechsel nach noch immer geltendem Recht nicht mitnehmen kann.
Doch man führe sich das Verhalten eines solchen Kunden unter moralischer Perspektive vor Augen. Mit dem Erreichen eines recht guten Einkommens verlässt er die zunächst Jedem offene Gemeinschaft der Krankenversicherten, um einer gegenseitigen Hilfsgemeinschaft nur von Besserverdienenden beizutreten. Dann will er auch diese verlassen, um irgendwie noch ein paar Euro günstiger wegzukommen. Ein zweites Mal muss ein derart fragwürdiges Sozialverhalten nicht sanktionslos hingenommen werden. Zumal man nicht die Vorteile beider Systeme zugleich haben kann – niedrige Beiträge mit Chefarztbehandlung in der Jugend und dann auch noch im Alter. Wer für eine leichtlebige gutdotierte Daseinsfreude in jungen Jahren optiert – niemand weiß, ob er alt wird -, der hat seine Entscheidung getroffen. „There is nothing like a free lunch“, wie Milton Friedman zu sagen pflegt.
Als traumhaft gelten die Geschäftsbedingungen auch in anderen Sparten der Assekuranz. Kaum ein Kunde konnte blicken, dass im Bereich Unfallversicherungen im Mittel nur ein Viertel, bei der Insassenunfallversicherung nur ein Achtel der Prämien für Versicherungsleistungen verwendet wird oder wurde. Im Übrigen kann fast nach jedem Schadensfall eine Versicherung (außer Krankenversicherungen) ihren Kunden kündigen, und davon wird weidlich Gebrauch gemacht. So hat die ARAG letzten Sommer 80 000 Rechtsschutzversicherte vor die Tür gesetzt, weil die von ihnen verursachten Kosten die Beiträge überstiegen. Doch genau für diesen möglichen Fall schließt man ja eine Versicherung ab. „Sehr geehrter Herr X…, bei der Überprüfung all unserer Kundenverbindungen haben wir festgestellt, dass Ihr Vertrag aufgrund des negativen Verhältnisses zwischen Prämieneinnahmen und erbrachten Leistungen nicht rentabel ist,“ heißt es da in den Kündigungsschreiben. Und weiter: „… ist es für uns unumgänglich, unrentable Kundenverbindungen aufzulösen…. Wir sehen uns daher gezwungen, Ihren Versicherungsvertrag gemäß unseren Allgemeinen Bedingungen … zu kündigen… zum 01.10.2004.“ Bei den Invaliditätsversicherungen sind die Querelen bei der Durchsetzung des Leistungsanspruchs Legende. Und allein die Aufzählung der Ausschlussklauseln bei Hausratversicherungen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Doch das Anhamstern von Geldpolstern gehört nun mal zu den vornehmsten Obliegenheiten einer Versicherung.
Förderlich ist auch das ziemlich durchgängige Prinzip des Einfirmenvertreters. Wer an der Haustür aufkreuzt, vertritt eben nur Allianz, Aachen-Münchener oder Gothaer und darf, kann oder wird keinen Marktüberblick, keinen fairen Preisvergleich und keine Produktauswahl über etwa die Grenzen der Allianz hinaus bieten. – Zugleich hält sich der Wettbewerb bei Prämien in Grenzen. Die Verbände der Branche erarbeiten Verbandsstatistiken zu den Prämien, an denen man sich aus guten Gründen zu orientieren pflegt. Schließlich braucht jede Versicherung eine Rückversicherung. Ohne die kann sie nicht arbeiten. Davon gibt es nur wenige und deren größte, die Münchener Rück, gehört zu einem nicht geringen Teil der Allianz, und die ist ja nicht nur Branchen-, sondern nicht ganz selten auch Preisführer. Bislang konnte eigentlich auch der dümmste Topmanager einen Konzern der Assekuranz kaum an die Wand fahren. Das Geschäft mit dem Risiko ist eines der risikoärmsten Geschäfte.
Bleibt die Frage, wie man die üppigen Überschüsse auf Dauer vor den Versicherten sichert. Gewiss, deren Verteilung ist eine unternehmerische Entscheidung und die Beteiligung der Versicherten rechtlich nur ein der Höhe nach unbestimmtes Leistungsversprechen. Aber allzu viel an aufgestautem Geld macht schlechte Optik. Bewährt hat sich seit Jahrzehnten die Methode der Konzerntrennung mit Vermögensaussonderung. So hatte der Deutsche Herold einst eine neue Lebensversicherungs-AG gegründet. Die übernahm die Versicherten, aber nur zum Teil das Vermögen. Ein Rest, vermutlich im Wert von 350 Mio. DM, verblieb bei der Holding. „Versicherte skandalös enteignet!“, kommentierte damals die Zeitschrift Capital. Da werden Vermögen, Firmenanteile, Immobilien gern zum oft jahrzehntealten Buchwert übertragen anstatt zu dem oft mehrfach höheren Zeitwert. Die Versicherten bekommen es nicht mit oder sind wehrlos. So hatte 1987 der Deutsche Ring eine Sachversicherung für 31 Mio. DM an seine Schweizer Konzernmutter verkauft. Interne Gutachten im Bundesaufsichtsamt befanden die Wertermittlung von 31 Mio. DM für unverständlich und schlicht falsch. Mindestens 66 Millionen sei das Unternehmen „selbst bei vorsichtiger Schätzung“ wert. Externe Experten kamen auf etwa 200 Millionen. Doch der Deal lief durch und die kleine Vermögensdifferenz war vor den Versicherten gerettet. Als sich auch die Allianz in eine Holding verwandelte, schob sie ihre Versicherten in eine neue Tochterfirma. Doch die Hälfte des Bilanzvermögens von 17,6 Milliarden DM verblieb bei der Holding. Die war keine Versicherung mehr. Für deren Erträge galten damit nicht die Vorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes über Kapitalanlage und Überschussbeteiligung. Dieses Vermögen war der Versicherungsaufsicht entzogen und verblieb allein in der Obhut unternehmerischer Verantwortung.
Gewiß trägt eine weitsichtige, beherzte und politisch flankierte Geschäftspolitik ihre Früchte. Angesprochen auf die Macht seines Geldkonzerns winkte Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen einst nur neidvoll ab: „Die Macht der Banken wird weit überschätzt, im Vergleich zu dem, was sich im Bereich der Assekuranz tut.“ Gewiss hält die Allianz mit Abstand die meisten Beteiligungen an den hundert größten deutschen Konzernen. 23 waren es 2002, von A wie AMB Generali Holding (und zu der gehören unter anderen die Aachener und Münchener und die Volksfürsorge) über BASF, Beiersdorf und die BayernHypo, Daimler-Chrysler, Eon und RWE bis zu Volkswagen. Und sie saß oder sitzt in 15 ihrer Aufsichtsräte. Die im Jahr 2000 von Rotgrün großzügig gewährte Steuerbefreiung des Gewinns bei der Veräußerung von Anteilen an Unternehmen wird von bösen Zungen insofern als eine Lex Allianz bezeichnet, als ein Multimilliarden schweres Steuergeschenk an Deutschlands damals wohl reichsten Konzern. Denn viele seiner Anteile stehen schon seit Jahrzehnten und folglich wohl nur zu einem Bruchteil ihres Marktwerts in der Bilanz. Natürlich sind auch Deutsche Bank und Allianz kapitalmäßig verflochten.
All das hat Neid ausgelöst, über Parteigrenzen hinweg. Als vor drei Jahren die Allianz die Dresdner Bank in ihre Obhut nahm, faselte man selbst in den CDU-nahen Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik der Ludwig-Ehrhard-Stiftung von einem „Kult des Kollosalen“ und einem „kräftigen Schritt von der Markt- zur Machtwirtschaft“ (3/2001, S.15-19). Dennoch hat die Versicherungsbranche keine extrem schlechte Presse. Die Kritik hält sich in Grenzen. Welches noch so mächtige Magazin würde etwa einen Anzeigenstopp all jener Top-Unternehmen riskieren, bei denen die Allianz mit im Boot sitzt.
Seit der Jahrtausendwende gab es einige ungewohnte Belastungen – das Platzen der Börsenwunders der „New Economy“, von dem sich nicht eben wenige leitende Herren auch der Assekuranz hatten blenden lassen, der Kriech- und Rückwärtsgang von Immobilienpreisen und vor allem das langsame Fallen der Zinsen auf derzeit rund dreieinhalb Prozent. Der raketenhaft hochgeschnellte Börsenkurs der Allianz etwa brach zunächst auf ein Fünftel seines Rekordwertes zusammen. Die Verluste wurden dabei keineswegs vom Geschäft mit den Versicherten verursacht. Das läuft hochprofitabel. „Bankgeschäft“ dagegen und „Asset Management“ kosteten die Allianz 2003 allein 2,3 Milliarden Euro. Man hat sich halt ein wenig verspekuliert. Allein 2002 verloren die deutschen Versicherungen auf den Kapitalmärkten 50 Milliarden Euro. Dass die Zinsen stetig sinken – keine Branche war darauf besser vorbereitet als die Versicherungen. Genauer gesagt, keine Branche hätte eigentlich darauf besser vorbereitet gewesen sein sollen, wären die enormen Überschüsse in der Tat reserviert worden für das, wofür sie bestimmt sind – als Reserven eben. Stattdessen wurden Imperien aufgebaut, stille Reserven in versicherungsfremde Firmen verschoben und Aktionäre fürstlich bedient. Aber auch das ist ja eine hochzuschätzende unternehmerische Leistung.
Das Zinstief sollte für die meisten Firmen dieser Branche leidlich verkraftbar sein. Schließlich hat man den Garantiezins bei den Kapital-Lebensversicherungen schon auf 2,75 Prozent zurückgestutzt. Auch Altverträge mit garantierten 3,25 Prozent erschienen insofern nicht als Katastrophe. Dennoch ist die erste große Pleite, die der Mannheimer, mit einer Gemeinschaftsaktion der Branche gerade noch aufgefangen worden. Jahrzehntelang hat man sich mit Zähnen und Klauen gewehrt gegen einen freiwilligen Notfonds für die Versicherten im Pleitenfall, wie er in der Geldbranche für deren Kunden seit langem eine Selbstverständlichkeit ist. Jetzt braucht man ihn und hat ihn auch im Eilverfahren unter dem schönen Namen „Protector“ aus der Taufe gehoben. Inzwischen ist er gesetzlich vorgeschrieben und die Mitgliedschaft Pflicht.
Freilich wird die Krise der Assekuranz wohl eher überzeichnet. Denn die stillen Reserven sind astronomisch, den Versicherten schlicht unbekannt, meist gekonnt weggestaltet und in der Regel bei Überschussbeteiligungen außen vorgeblieben. „Insbesondere wird in der Regel nicht berücksichtigt, dass die Gewinnbeteilung auf Buchwertbasis erfolgt und dass der Versicherer dadurch gewisse Gestaltungsmöglichkeiten bei der Überschussbeteiligung besitzt“, liest man da in der Zeitschrift Versicherungswirtschaft (21/2004, S. 1622).
Von momentanen Turbulenzen lässt sich die Assekuranz nicht den Blick auf die Perspektiven trüben, und die sind rosig. Die Epoche bietet Treibhausbedingungen schon aufgrund einer eigentümlichen diffusen Angst, die dieser Zivilisation derzeit innewohnt. Viele Menschen werden in ihrer Arbeit weder körperlich noch geistig gefordert. Sie haben halt da zu sein und machen einen Job, der meist nicht gerade prickelnd ist. Daraus entsteht das Gefühl, nicht echt zu leben und nicht eigentlich gelebt zu haben, daraus wieder eine starke unterbewusste Todesangst. Diese Angst schlägt sich nieder in überzogenen Sicherheitsvorschriften, etwa bei baulichen Brandschutzvorschriften, von denen die Baubranche profitiert, oder beim TÜV, insoweit der den Umsatz der Autoindustrie, Deutschlands derzeitiger Schlüsselbranche, hochtreibt.
Zum zweiten lässt sich diese diffuse meist unterbewusste Angst eben in Versicherungsverträge ummünzen, die den Kunden das Gefühl geben, etwas gegen ihre tiefsitzende Angst getan zu haben. Gewiss, Beten ist billiger, aber nicht jeder mag sich für diese Methode der Entängstigung entscheiden. Gewährt das Produkt der Versicherungen in dieser Perspektive nun Sicherheit oder nur die Illusion davon? Das ist gleichgültig. Dass sich die Befreiung oder Milderung von Angst einer Täuschung verdanken mag, ändert nichts daran, dass, solange die Täuschung täuscht, man einer Angst ledig ist. Ist das nicht ein Gewinn an Lebensqualität? Nicht wenige Gewerbe verkaufen nichts als Illusion und leben gut dabei.
In diese Grundbefindlichkeit von Verängstigung und Angst greift harmonisch und komplementär der große Privatisierungsschub – das Abwracken und Zurückstutzen der sozialstaatlichen Absicherungen. Riesige, bisher vom Gemeinwesen beackerte Felder werden einem kreativen und moralisch unbefangenen Unternehmergeist überantwortet. „Nach dem unvermeidlichen Rückzug des Sozialstaats“ sei „die Versicherungslücke noch nie so groß wie heute“ gewesen, so der Branchenverbandschef auf der Jahrestagung im November. Das Nettorentenniveau werde unter 50 Prozent des Nettolohns sinken. „Nur die Versicherungswirtschaft bietet die Produkte, die diese Lücke schließen können, … aber gegen Gewinn.“ Das versteht sich unbeschadet des karitativen und humanitären Grundcharakters der Branche von selbst. Nach schwierigen Jahren finde die Versicherungswirtschaft zurück zum Wachstum.
Diese Prognose ist gut fundiert. Zur Frühzeit der Riester-Rente schwadronierte Norbert Blüm: „Das Umlageverfahren wird verteufelt, das Kapitaldeckungsverfahren heilig gesprochen. Könnte es jedoch vielleicht auch sein, dass die Todesanzeigen für die Rentenversicherung von handfesten Interessen der Versicherungswirtschaft gesteuert werden?“ Die Vorstellung, führende Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft würden eine Bundesregierung „steuern“, mit einer Art von diskreten Anweisungen gar, ist abwegig. Das hätten diese Herren nicht nötig.
Schließlich ist der Riester-Boom rasch wieder kollabiert – Rückgang der Abschlüsse 2003 gegenüber Vorjahr 80 Prozent! Es ist wohl irgendwie das falsche Angebot. Das Alterseinkünftegesetz wirft da erheblich mehr ab. Und die Wachstumschancen sind enorm – siehe England. Im Vereinigten Königreich sind Millionen Menschen mit Steuervorteilen aus der staatlichen Rentenversicherung herausgeködert worden und haben sich privat versichert. 1980 gaben die Briten 2,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes allein für Lebensversicherungsprämien aus. 2002 waren es schon 10,2 Prozent, mehr als dreimal soviel wie die Deutschen (3,1 Prozent) – Hinweis auf Wachstumspotentiale auch in Deutschland. Dennoch sind inzwischen über anderthalb Millionen Briten, die sich aus der staatlichen Rentenversicherung gelöst haben, zu Fürsorgefällen geworden. Trotz der enormen Beitragssummen für Privatversicherungen erregt die wachsende Altersarmut im Königreich inzwischen internationales Aufsehen – Hinweis auf die Renditechancen in diesem Feld. Mag manchem die privatwirtschaftliche Risikoabsicherung etwas teuer erscheinen, so leiste sie ja auch mehr. Im Unterschied zur „gesetzlichen“, die ja niemanden werben muss, sondern im Gegenteil eher gern jemanden loswird, zahlt die Assekuranz eine hochaufwendige Werbung und die Provisionen ihrer Vertreter. All das schafft Arbeitsplätze. Und sie trägt über die Dividenden zur Vermögensbildung bei.
Verheißungsvoller noch sind die Visionen der privaten Kranken-Assekuranz. Die Leistungsschnitte bei den „gesetzlichen“, die steigende Lebenserwartung mit absehbar langen Siechtumsphasen, ein medizintechnischer Fortschritt, der Lebensqualität und –quantität unvermeidbar irgendwann der Zahlungsfähigkeit unterwirft – all das muss die Nachfrage vervielfachen. Zugleich senkt die Genforschung absehbar dank Risikoselektion die Kosten. Nobel verzichtet die Branche auf prädikative (vorhersagende) Gentests und hofft damit, deren heftig bekämpftes gesetzliches Verbot zu verhindern. Doch diese Selbstverpflichtung ist befristet bis 2011. Für danach will man mitnichten auf die Option von Gentests zur Risikoprüfung verzichten. „Es wäre unglaubwürdig, wenn wir heute sagen würden, wir schließen das für immer aus“, so ein Branchensprecher (Süddeutsche Zeitung vom 19.11.04). Eine präzise Kenntnis ihrer genetischen Risikofaktoren ermöglicht schließlich auch den Getesteten eine vernünftigere und verlässlichere Lebensplanung.
Gesundheits- und Lebenserwartung des Einzelnen werden sehr viel genauer abschätzbar und das nutzt den Versicherungen. Rapide wächst dagegen die Unsicherheit im Hinblick auf die sozialen und natürlichen Bedingungen. Und das nutzt den Versicherungen auch, sieht man über das mittelfristige Übergangsproblem zu risikoarm kalkulierter Altverträge hinaus. Im übrigen kann eben eine Versicherung (außer der Krankenversicherung) ihren Kunden fast nach jedem Schadensfall kündigen. Je größer und wahrscheinlicher die Risiken, desto stärker die Versicherungsfreudigkeit. Zugleich stärkt dieser Trend die Starken. Denn kleine, regionale Versicherungsfirmen können von Sturmfluten und Hurrikans leicht in die Pleite getrieben werden, und das weiß der kluge Kunde.
Klimakatastrophe, Abwracken der sozialstaatlichen Sicherungssysteme, eine von den Medien nach Kräften geschürte Angst vor Verelendung, Altersarmut und medizinischer Unterversorgung und eine aus vielen anderen Quellen gespeiste diffuse Verunsicherung – all das sind solide Fundamente eines künftigen Booms der Versicherungswirtschaft. Sie wird zum unverzichtbaren Stützpfeiler seelischer und sozialer Stabilität, in einer Welt, die ansonsten immer weniger Verlässlichkeit bietet. Insofern wird sie zum Diesseits-orientierten Pendant der großen religiösen Dienstleister – eine Perspektive und Vision, wie sie sich keiner anderen Branche bietet.
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