Noch bevor die Sonne schleudert ihr glühendes Schild, ihre weißberstende Hülle, nach einem Feuerwerk singulärer Protuberanzen, bis zu der Erde Bahn, dass auch diese verglüht, zuvor noch ersäuft wohl in langem Regen der runtergekommene Erdball, denn es dringt der Protonen stetiger Strom aus dem All auf unsern Planeten, und saugt den Sauerstoff an sich, so dass die Meere ganz langsam, doch unaufhaltbar steigen und die Luft unatembar wird. Doch keine Immobilienpreise werden diese ferne Befristung je spüren, denn lange schon werden sich verloren haben die Spuren menschlichen Lebens. Äonen zuvor sind in den Meeren verschwunden viele Länder unter der früheren Polkappen einst gefrorenem Wasser und was überspület nicht ist, wird weithin zur Wüste verdorrt sein, so dass die Völker auf immer engerem Raum mit Blut die letzten Flecken von Grün werden düngen, denn der Nächste ist jedem er selbst dann. Das freilich wird sehr wohl die Immobilienmärkte berühren und die Baubranche auch, wenn absehbar endet die Bewohnbarkeit von Inseln, Regionen, selbst Ländern, und in anderen noch sicheren Gebieten die Nachfrage boomt nach Erde unter den Füßen und einer Zelle zum Leben mit oder ohne Zugangsrechte ins Freie. Jene berüchtigten Zuckungen der Erdachse im Raum, die bislang nicht nur die Eiszeiten kommen und gehen ließen, sondern auch die kurzen Schwankungen des Klimas steuern, sie lösen künftighin Hitzewellen aus, die in Glut verwandeln zum Hochstand der Sonne viele Gebiete und einen saisonalen Mega-Tourismus erzwingen.
Man schnitt die Gurgel den Schafen, füllte Plastikschalen mit Blut. Die Schatten kamen und trafen sich hier. Ich lauschte gut. Ein jeglicher trank, erzählte von kaum begreifbarer Drangsal, von künftigem Lug und Trug. Auch detonierte Assassini und ehrengemordete Frauen weinten im Zug.
Kommen wird eine Kultur, wo der Hass aus Unmerklichem steigend, scheinbar ursachenlos, in sozial gefälligem Ambiente, so dicht, so atembar wird, dass noch die feinste Höflichkeit davon vereist, jedes Miteinander von der Sucht nach Verletzung getragen, jede Kunst, jede Harmonie noch sublime Aggressivität, jede Hilfe die Bereitmachung für Abhängigkeit und Verletzbarkeit, die fast einzige Freude das Leid der Anderen ist. Nicht das Absolute, das Relative nur zählt, das Besser-, das Überlegensein, der Wille zum Malträtieren. Strukturen entstehen, welche die Demütigung optimieren, Befehlsketten der Selbstentwürdigung, wo man Kriege führt mit dem einzigen Ziel, Andere leiden zu lassen, wo man Ziele vorgibt, Imperative, einzig, um zu sehen, dass fast Alle an diesen versagen, wo das Brechen der Persönlichkeit Eidos einer jeden Erziehung ist, Sekundärtugenden die primären vollends verdrängen, wo grenzenlos anpassungsfähige amorphe Kader ihre Intriganz stetig perfektionieren, wo man Gourmets des Leidens erzeugt und doch massenhaft stirbt ohne körperliche Verletzung und ohne kranke Organe, einzig am Seelenschmerz, wo man sich opfert, einzig um Anderen zu schaden, wo das Misstrauen erste Überlebensbedingung ist und jeder Hunger nach Liebe urfrüh schon zu Missgunst und Hass sublimiert, wo eine Wirtschaft blüht, die Hierarchien kunstvoll mit dem Kampf gegen jeden und alle verkombiniert, mit einer Selbststeuerung, die den Wohlstand senkt und das Geschaffene zyklisch zerstört, die nicht Befriedigung, sondern Unzufriedenheit zielvoll erzeugt, wo man Konzernbelegschaften beim Börsenroulette verwettet wie einst in Russland der Adel beim Kartenspiel die Leibeigenen mit ihren Dörfern, wo nur bad news good news noch sind und den Kick liefern, wo ein Börsenhandel mit Wettkontrakten auf Unglücksfälle, Pleiten und Katastrophen floriert – wahrlich, eine solche Formation wird eines Tages heraufkommen. Doch instabil ist sie im Wesen und deshalb von kürzere Dauer nur.
Manche freilich werden drunten sterben, im Souterrain der Marktwirtschaft, im Moder von Abbruchquartieren, wo der Müll die Wege verschüttet, wo nicht einmal die Werbung der Discounter noch hinfindet, in den Kellern verlassner Fabriken, die mageren Leiber gewärmt an brennendem Abfall. Anderen sind die Stühle gerichtet in den Chefetagen und Ministerien, im Glamour der Talk Shows, im klimatisierten Beton von Kommandozentralen, in futuristischen Villen hoch über südlicher Brandung. Doch ein Schatten fällt von jenen Leben auf diese – nicht dass sie voneinander wirklich noch wüssten. Doch etwas beschwert der Einen glückhaftes Sein, ein kaum merkliches Ahnen dringt herüber aus jener Welt der lebenden Schatten, wo pubertierende Warlords winzige Claims mit Springmessern und Kettenschleudern allnächtlich von neuem absichern, wo Hinsinkenden zwischen Flaschenscherben eine letzte Ölung aus infizierten Kanülen den finalen Schuss setzt, die Absolution aus einem Dasein im Dreck.
Ein Dauerton, dunkel, tief, leise, schwer, erst von kaum einem bemerkt, dann von nur wenigen tintitusverdächtigen Typen, schließlich unüberhörbar für alle, doch rätselhaft, fast omnipräsent, gerät in Verdacht, das Medium zu sein, die Trägerfrequenz, nicht nur für eine Totalüberwachung, Basis einer mysteriösen, sagenhaften, verschwiegenen Technologie, sondern zugleich Instrument der seelischen Manipulation, einer Steuerung von Wahrnehmung und Bedürfnis, Verhalten, Empfinden, Sehnsucht und Trieb, ein Missbrauch, so hofft man schließlich, seitens der Obrigkeit nur und nicht noch durch andere Agenturen. Ob der Verdacht zu recht lebt, ob dergleichen technisch machbar inzwischen – es ist nicht bekannt und wird nicht zu fragen gewagt, teils aus Scheu, sich der Lächerlichkeit preiszugeben, teils aus Angst vor Sanktionen, die wieder über jenes Medium unmerklich exekutiert werden. Doch mitunter wird offiziös zwischen den Zeilen und Worten verneint, dass dergleichen geschehe, möglich oder auch nur zu befürchten sei oder befürchtet werde. Nur zwischen den Zeilen. Dann wieder erfährt man, es handle sich bei jenem dunklen Grundton lediglich um die technisch-normierende Erfordernis einer Frequenznutzungsplanaufstelllungs- und –zuteilungsverordnung. Doch diese mit nichts substantiierte Überzeugung formt und verformt Verhalten und Denken schließlich fast schon ebenso wie jenes Medium selbst, sofern es dieses denn gäbe. Das Gefühl einer körperlichen Rundumbegleitung, -besorgtheit, -betreutheit schafft ein seltsames Lebensgefühl, das Empfinden eines Miteinanders, einer grauenvollen Zusammengehörigkeit ohne die mikroskopische Chance eines Entrinnens auch nur im Ansatz eines Gedankens. Auf der Suche nur noch nach dem, was wohl als zu denken und zu fühlen erwartet wird, entsteht eine Sozialisation ohne Restbestände. All das ist nur eine Hysterie, die sich wieder verliert, auch weil sie sich ihrer Colateralschäden wegen als nicht hinreichend brauchbar erwiesen hat. So ist eines Tag oder Nachts dieser Grundton einfach verschwunden, wie abgeschaltet eben.
Verunsicherungen und Irritationen ob des Fortschritts und seiner Dämonisierung samt Verirrungen in Hysterien tauchen auf und schwinden wieder. Doch die realen Potentiale einer medial unfassbar leistungsfähigen digitalisierten Epoche bieten neue Qualität des Lebens. Sie schaffen Zukunft, wie sie gefälliger kaum sein kann. Man lebt die Realität des Virtuellen. Es reproduziert nicht nur die Wirklichkeit in nahezu ununterscheidbarer Weise. Es ist selbst die neue Realität, hinter der die bisherige Wirklichkeit verblasst und verschwindet. Was ist das Meer gegen eine multimedial gestylte Wasser-Erlebnislandschaft mit Sturzfluten und Strudeln mit präzise synchronisierten light-sound-Effekten, mit verwechselbar lebensechten Zitaten aus Flora und Fauna weit draußen, was ein Gletschertrip oder Drachenflug gegenüber dem hautnahen 3-D-Erlebnis im Simulator mit höchstauflösender Digitaltechnologie, gekoppelt mit einem Enzephalator, der alle einschlägigen Emotionen erzeugt!
Die glückhafte Symbiose von Marktwirtschaft und medialer Perfektion wird schaffen eine satellitenpropagierte alle Kulturkreise durchdringende Weltkultur, die ununterscheidbar mit der Fernsehreklame verschwimmt. Architektur und Theater haben die Kultur der Griechen getragen, Musik und Ölbild die des Abendlandes. Jene neue Epoche lebt vom Videoclip und der Werbung als den beherrschenden Künsten. Die Süchtigkeit de Medienkonsumenten wird gesichert durch anspruchslose unwiderstehliche Faszination, deren Rausch in gleicher Weise einsteht für Hundenassfutter und die Tragik Othellos, die Kaiserin Sissi und eine neue Flatrate für irgendwas. Die hochprofessionell produzierte Beliebigkeit der Flimmermedien gegenüber dem Beworbenen schafft ein fortwährendes konsumptives Glückserlebnis beim Umworbenen. Geworben wird für die Kreationen einer Zivilisation mittels all dessen, was dieser Zivilisation zum Opfer gefallen ist – mit Freiheit und Abenteuer, Anmut und Ambiente, Geborgenheit und sozialer Achtung, mit Natürlichkeit und Natur. Damit wird das Verlorene in der Realität des Virtuellen revitalisiert.
Einsprengsel, Sendboten, Events aus der TV-Welt im konkreten Alltag verfestigen dessen identitätsgestaltende Kraft. Das Event-Management wird zur Schlüsselbranche jener Epoche, zur Zukunftstechnologie schlechthin. Der Animateur ist der Verzauberer, der Quell des Dabeiseins und Erlebens. Selbst Pop-Madonnen, vom Glück der Dummheit beseelt, sind seine Objekte und Handpuppen nur. Jeder Job von Belang, ob Arzt oder Kanzler, glückt nur, sofern dessen Träger zugleich als Animateur sich gestaltet. Nulltoleranz gegenüber dem Rückzug aus der Welt lückenlosen Entertainments, gegenüber der Verweigerung des amusements around the clock versteht sich von selbst.
Eine Diktatur wird sich bilden, so feinmaschig, so einfühlsam, dass niemand sie spürt, niemand glaubt oder ahnt, in einer solchen zu leben, der Folter längst ledig und der Lager desgleichen, ein jeder Opfer und Täter zugleich, redlich und korrumpiert in penetranter Sozialpädagogik, jeder so frei wie er mag. Jeder in Symbiose mit Bildschirm und Team. Wer unglücklich ist, schämt sich voll Reue. Sanft ausgeschlichen sind obstruse Begierden und ungebührliches Sehnen, für das kein Angebot programmiert ist. Die Führer geliebt einst, dann wieder und wieder erkoren, dank routinisierter Abläufe und lückenloser Umlullung. So zartsanft die Repression, sie trifft längst nur noch auf affine Gemüter, süchtig nach Väterlichkeit. Alles wird beherrscht und getragen vom Trieb, dazuzugehören. Kraft durch Dabeisein, die Quelle des Lebens, ein glücksvoll gemeinsames Atmen, Flamme empor. Und lieber gemeinsam im Unrecht als im Recht allein. Ermuntert wird lustvoll bunte Individualität dank Zufallsgeneratoren für belanglose stochastische Variationen des Uniformen, ein wohlzensiertes Kaleidoskop zulässigen Lebens mit wechselndem Stil je zu Frühling und Herbst und Raum für Spontaneitäten, sorgsam bemessen, mit Persönlichkeitsdesign gemäß dem Schick der Saison. Mit gefilterter Sprache die ankommt und cool ist, mit Denkformung von früh an bis zur Erschöpfung der Jugend. Kaum mit Strafen, mit Lob und Prämien nur steuert man, allenfalls mit behutsamen Therapien, mit Einfügsamkeitshonoraren, mit einem Menü an Illusionen, einst selbst Macher und Bedürfnisgestalter zu werden. Eine Diktatur kann humaner und sanfter nicht sein. Jedweder Ansatz eigenbrötlerischer Besinnung und störenden Fragens weggeblendet durch grellgellende Angebote attraktiver Belanglosigkeiten. Der Kitt, die Kohäsionskraft entsteht aus der Angst, nicht mehr ausgebeutet zu werden und dann jeglicher Gemeinschaft verlustig zu gehen, dem Kuscheln im Kollektiv.
Ein Food, verdauungskonform und dennoch fast unverfaulbar, variantenreiche Gaumenschmeichler dank perfektionierter Enzyme, in Qualität und Menge unstörbar durch Jahreszeiten und offen für fast jeden Rohstoff; ob Himbeerpudding oder Hasenrücken, es ist eine Frage der software nur an der Steuerbox des Konverters, und alles unfassbar gesund. – Ein Sound, der gemeinsam davonträgt, taumeln lässt in konformen Extasen, aufputschend und pazifizierend zugleich, der in eingängigen Stereotypen der Erde Vielfalt vertönt und bis an die Schmerzgrenze hämmernd Tempel schafft im Gehör, der besinnungslos glücklich und glücklich besinnungslos macht, der vereint und vereinsamt und einer Droge gleich mitnimmt ins dröhnende Nirgendwo, ein Absorber des Lebens und Kraftspender in einem. – Ein Sex, entgrenzt, von jeglichem Zwang zur Liebe entkoppelt, folgenloses Feuer, zum Synonym für Freiheit geworden, für Trieb und Glück und Erfüllung. Wahrlich so wird es einst sein in jener fernen wohlgesteuerten Welt.
Da sind nur noch die, die gar nicht zurechtkommen in diesem Behütetsein, interniert in den Kasematten des Wahnsinns, wo die Gesichter von den Körpern sich lösen, die Worte im Munde zerbröseln, die Hände fahrig und intransitiv würgen, die Stirnen an salpetrigen Mauern sich reiben, feuchtschimmligen kalten, wo auf den von Medikamenten aufgesprungenen Lippen Fliegen die Klebrigkeit vertrocknender Sekrete kosten, wo die Vielen sich verwenigen und alle sind nur immer die Andern, wo sie An- und Vorzeichen sammeln und mit seltsam stummem Wissen die Gänge durchschlurfen, bis die Schläfen hämmern und der Schrei die verschnürten Kehlen durchbricht, bis das Deputat an Duldung verbraucht ist und das Budget desgleichen, bis, der wachsenden Zahl wegen, Wirtschaftlichkeitserwägungen die Behandlung bestimmen.
Käfige, neben dem Gemüse- und Käsemarkt, zimmergroß, voll zerquälter Gestalten, die ausgemergelte Arme im Gitter verklemmen, Unverstehbares röcheln, andere, die mit apathischem, blicklosen Gesicht noch atmend aneinander lehnen, mit anderen, die nicht mehr atmen, dieweil müde Käufer vorbeihastend ihre Einkaufstüten schleppen, auch Paare umschlungen vorbeigehen, immer wieder Kinder staunend verharren, Jugendliche Glasflaschen an den Stäben zerschmettern, hineinspeien, auch aus sicherem Abstand hineinzupissen versuchen, wo bereits Lachen aus Harn und Regen und vermatschtem Kot den Boden bedecken.
Pränatal schon genetisch erfasst, aus Vorsorge und zum Schutz vor Vertauschung in der wohlig anonymen Umsorgung des Klinikums, schon eingescannt in Kundenkarteien, schon im Datenhandel, im Risiko-Assessment von Versicherungen verbucht, schon die Organe, die Eiweißgruppen gesichtet für Transplantationen, schon in der Rasterfahndung mafiösen Organhandels, so tritt man einst, in fernen Zeiten ins Leben und wächst auf und heran und wird, was man sein darf, umsorgt, umhegt, umfangen, die Datenlage stetig aktualisiert, die Vorlieben über Radio Frequency Identification Codes, die Schwächen, die pornografischen Faszinationen, die Ängste und das Verhalten im Internet, das Einkommen dann sowieso und die zu erwartende finanzielle Bonität, das Verkehrsverhalten übers Global Positioning System und die Verweildauer in Parks, die Kaderakte und die Promiskuität, das charakterliche Benchmarking, die ideologische Gefestigtheit, die Ansprechbarkeit für welche Sekten und politische Fundamentalisten, alle Erpressbarkeiten evaluiert, die Attraktivität für Humankapitalinvestitionen, die jeweiligen Eigenheiten der Defäkation und des Schlafes, Belastbarkeiten, Lebens- und Todeserwartung und der Restwert in jedem Alter. Jeder Bildschirm im Verdacht, zugleich ein Recorder mit Mikro zu sein, programmiert auf auslösende Reize. Nur was von allem wird für wen denn noch wichtig? Wird alles scaliert auf dem Maßstab von Machterhalt und Rendite, der ultima ratio des Menschenseins? Wer observiert die Observateure? Scannen die Scanner sich gegenseitig und zirkulär, und wird das Scannen gescannt, wird erfasst durch wen, wer wen erfasst und wird dieser wieder verspiegelt? Wieviele Großrechner mit Nanotechnologie bewachen, verfolgen einander? Versinkt jene Epoche im gärenden Datenbrei, bis Maschinenstürmer, neurotisiert vom sich selbst potenzierenden Dataismus, jedes Netzwerk vernichten, alle Antennenmasten zersägt sind, die Parabolspiegel zertrümmert, jeder Bildschirm, zerstört und man atmet und wagt, sich zu entspannen?
Ein Autodafé, eine Punkerverbrennung, im Stadion, der Rasen unter den Scheiterhaufen mit Paletten geschützt. Fetzige Bands, Akrobaten und Go-Go-Girls treiben die Stimmung, dieweil die Crew die Gefesselten mit Ölen bestreicht, die Richtmikrophone der lokalen Programme justiert werden, die Meute beim Nahen der Fackeln ihre Camcorder zückt, im Moment der Entflammung die Bands innehalten und auch die Eis- und Popcornverkäufer, bis das ersehnte Geschrei zum nächtlichen Firmament steigt. In sanftem Morgenlicht schon verläuft sich entspannt und in fast harmonischer Stimmung die Menge zu den Parkplätzen, während die Serviceteams bereits Rasen und Ränge von Abfall und Asche säubern.
Aber Weissagung ist auch, uralte, aus frühe verschütteten Quellen, von Eruptionen der Börsen und niederschmetterndem Crash, der lässt trotz atemberaubender technischer Wohlstandspotenz die Völker dann darben, weil die Renditen vernichtet und selbst mündelsichere Anlagen und Leitwährungen übernacht keinen Cheeseburger mehr kaufen können, so dass Hunger sich frisst durch die Städte, deren verfallende Areale keines Ordnungshüters Fuß mehr betritt, bei Nacht nicht und auch nicht bei Tag, beherrscht von Rotten von Kindern, hörig den jeweils brutalsten Bossen, hohlwangig mit quellenden Bäuchen schon, doch trefflich bewaffnet und gestählt von hirnloser Härte und von Erfahrung, die alt macht, und von erlernter Taubheit des Herzens. Denn immun gegenüber jeder Moral und jedwedem Empfinden sind der Kapitalverwertung Kausalketten, in denen Menschen, ob Investor oder Prolet, nur mechanische Elemente bilden, die weitervermitteln, was die Signale der Märkte triggern, im Versuch, zu minimieren ihr persönliches Elend oder zu maximieren Einkommen oder Gewinn. Was Nobelpreisträger und andere geniale Gehirne mittels Chaostheorien und mathematisch hochkomplexen Beweisen an singulären Katastrophen auch schlüssig und alarmierend prognostizieren werden – all dieser Erkenntnis mangelt die politische Kraft, Kausalketten zu brechen, Netzwerke unheilvoller Selbststeuerung zu zerreißen und zu stoppen den Lauf eines Systems hin zum Desaster. Denn die Individuen, auch jene sehenden Auges für das Kommende, können nicht Ausscheren oder eben bei Strafe ihrer eigenen vorschnellen Vernichtung nur.
So steckt man sich Asphodelen ins Revers oder ins Decolté und wandert zur Grufti-Party im alten Umspannwerk oder im Lions Club, wo die Extasy-Pillen clean und von verlässlicher Qualität sind, wenngleich etwas teurer, dieweil freigestellte Produktionsfaktoren ihr Humankapital zu stürzenden Preisen feilzubieten versuchen und in den Vorstädten die noch nie Ausgebeuteten vandalisieren, hässliche Typen mit unverstehbaren, abstoßenden Identitäten, die keiner mehr formen kann noch erreicht und keiner verwaltet. Die da leben draußen vor schließlich, anfangs von Sozialämtern noch ein wenig, von und Bettelei und vom Abfall und von den immer selteneren Randjobs bisweilen, von Raub und Klauen, von Gemüse- und Hanfbeeten in den Ruinen und kärglichem Handwerk, bis Schutzgeldkassierer zu oft in den Kellern erscheinen, vom gegenseitigen Plündern, sie machen einander die Hölle zur Hölle, beklagen, sich nicht schon bei der Geburt mit der Nabelschnur erdrosselt zu haben, und leben dennoch und lieben mitunter. Die Geburtenrate nicht niedrig, die Mortalität extrem. Kinder wachsen auf, von Entbehrung rachitisch verkrümmt, von Seuchen und stetem Drogenkonsum unkurierbar geschädigt. Und diejenigen, die ausbrechen aus den noch halbwegs verwalteten Ghettos eines harmlosen, noch leidlich lebbaren arbeitsgefüllten Lebens in jene Romantik des Verfalls und des Abschaums, in die rechtsfreien verrotteten Areale, und die den Weg zurück noch finden, werden wortlos geworden sein. Es boomen die gated communities, Heimstätten für die Eliten dieser Epoche, die in Überfluss und Überflüssigem darben, hungrig nach Sinn und schließlich gierig nach Krieg.
Tiefverbarrikadiert hinter Kaskaden von Sicherheitsschleusen, in einem high-tech-Wandlitz, in künstlichen Atmosphären verharren die fast Machtlosen, Priester des status quo, und leben Forscher in ihren verschachtelten Welten, Verwalter von Mikroben. Trotz verbissenem Ringen bringen sie das know how vorbeugender Pazifizierung nicht mehr rechtzeitig zur Einsatzreife, nicht bevor blindgeifernder Mob niederbrennt Banken und Börsen und hetzt Finanzjongleure, Fondmanager, Konzernsanierer und deren Vollstrecker und Schergen durch Boulevards und Kanalisationen und wird danach doch reicher kaum sein.
Gewiss gibt es Raunen von einer Zeit, in der man mit wenig Aufwand die Bedürfnisse stillt, anstatt bis zur Erschöpfungsgrenze fast verzweiflungsvoll Süchte zu produzieren, die es dann wieder zu stillen gilt, von einer Wirtschaft, die statt Unzufriedenheit und Unersättlichkeit Zufriedenheit zum Ziel hat, die mittels des technischen Fortschritts nicht den Output steigert, sondern stetig die Inputs vermindert, die damit Überlebenszeit schafft, ökologische, und zugleich Lebenszeit freistellt, die nicht die Mühsal der Arbeit konzentriert und kondensiert auf eine schrumpfende übererschöpfte Schicht, eine Wirtschaft, in der eben der Progress des Wissens nicht umgemünzt wird in Arbeitslosigkeit, sondern in Freizeit und in Behutsamkeit im Umgang mit den Voraussetzungen jedweden Lebens. Doch chancenarm ist ein solcher Entwurf, ein Tagtraum mathematischer Ökonomen, denn er steht verquer zu den gegebenen Hierarchien und Trieben, eine obskure Fiktion nur, deren Erträumung zwar Viele im Leben noch hält, doch milde belächelt von den Machern, die durchsetzbare Entscheidungen jeweils zu treffen haben.
Und da wird sein eine Epoche, da wird ein verfettetes schlaffes Geschlecht des Erdballs reiche Regionen beflecken, die Meisten kaum fähig, den eigenen Leib zu schleppen, verkommen von Völlerei und Trägheit der Glieder, durch Fortschritt der Technik fast jeder eignen Bewegung enthoben, Arme und Beine formlos wie riesige Maden. Doch schlimmer noch ist die Feistheit des Geistes, der matten Hirne Apathie, gewohnt, stets unterhalten zu werden, die Sorge ums Überleben delegiert an Eliten. So wie die Muskeln der Schlaraffen erschlaffen, so atrophieren im Müßiggang der Neuronen die Kräfte des Denkens. Uniform sind die mit Make up übertünchten Gesichter, die ewig straffen, die stets und im Tod noch ihr Lächeln zur Schau stellen müssen. Versehen sind fast alle mit Jobs, die weder Körper noch Geist fordern, nur stumpfe Präsenz. Längst sind die feisten Leiber ohne jeden erotischen Glanz, ist der Sex deshalb immer gedopter, verstiegener, immer stärker mit Erniedrigung und Schmerz im Visier. Die Körper sind beschirmt durch Chemie vor fast allem, was nach Expertenkenntnis den Organismus bedroht, mit stetig stärkerer Wappnung gegen immer resistentere Stämme und mit programmierter Obsoleszenz auf eine Richtzeit nach demografischer Kassenlage. Eine überraschende Variantenvielfalt des Siechtums, seltsamer Dysfunktionen von Organen und Störungen der Säfte wird jener Spätgeborenen Leben beschweren, jede für sich selten tödlich, doch in ihrer Folge überlastend die sorgsam geschonten Körper. Nervös bis zum Nagelzerbeißen und zur Selbstzerkratzung, unvorhersehbar ausbrechend in neurotisches Weinen und in ziellose Aggressionen – so erleben die Menschen jener späten Epoche den Zauber der Jugend und das Geheimnis der Pubertät, buchstabierend bisweilen und fast ohne Verständnis in altmodischen Schriften der Liebe Klischees.
Und es geht die Rede von Völkern, die aufbrechen von Süden nach Norden gewaltig wie die Wogen der Springflut, wenn die gestuften Kolonialismen schließlich ermattend versagen, und prallen auf Lasergezäun und Barrikaden aus Strahlung, fallen versengt auf elektrischen Feldern, verhaucht vor Schussautomaten, Splitterminen und viel anderem Technikgezücht, und es verlaufen sich wieder wie die Wogen der Springflut die überlebenden Reste, dieweil die Devitalisierten unter dem Glitzern der Stacheldrahtrollen in der Sonne vertrocknen, und kommen wieder dennoch, denn hinter ihnen ist nur der Hunger, die Hitze, der Tod, und wieder und wieder, mit Weibern unfruchtbar von den Strapazen und seuchengezeichnet, mit Kindern, die keine mehr sind mit uralten Mündern und riesigen Augen und Schädeln unter faltiger Haut, bis schließlich getilgt die Zuvielen in preemptive wars. Doch wo sie gewesen, ist Öde, Steppe ist, wo sie gewesen, fliegenumsummte, Niemandsland, Urland.
Seltsam zerfärbt ist der Himmel dereinst und in gelben Stickoxydwolken verkommt die Sonne des Abends, verschwindet in klebrigen Schwaden, bevor den rettenden Horizont sie erreicht, und die Haut der Menschen und Tiere ist rissig von falschem Wind auch, von denaturiertem Fraße, von zielloser Energie und hässlich von roten und eitrigen Flecken sind der Menschen Gesichter und entzündet die Lefzen und Schnauzen und Mäuler der Tiere und weich die Schnäbel der Vögel und kraftlos die Krallen, denn überall waltet unabwehrbar Chemie in feinster perfidester Mischung, kunstvoll erzeugt doch von keinem durchschaut.
Wahrlich ich könnt euch noch sagen, doch es bricht das Gemüt mir und der Schock meiner Weitsicht lähmt Zunge und schreibende Hand und die software stürzt ab…….
Ein Blubbern vielleicht, eine winzige Instabilität im Vakuum, und der Urknall ist revoziert, der Kosmos verschwunden und wohl mit ihm alle anderen Kosmen, von denen wir niemals zu wissen vermögen. Oder die Nasa verfehlt mit dem letzten verfügbaren kosmischen Sprengkopf einen seltenen Kometen, oder ein Vulkan, der sich einst schon beim Sauriersterben erprobt, sorgt für einen Nachfrageboom bei Konserven. Zumindest einer solchen Katastrophe blicken wir schuldlos und deshalb gelassen entgegen. Doch bleibt sie aus….. ?
Man wird sich zerstreuen, wird die Hände auf die Erde legen und an ihr riechen, wird Blätter ins Gesicht sich drücken und Gras, man wird auseinandergehen, verwundert, was einen zusammengehalten hat. Man wird Wasser berühren und Steine, bedächtig, als wäre es das erste Mal. Und man wird wegnehmen die Straßen aus dem Land, die Lampen aus den Städten, die Nacht zurückkommen lassen, und selbst aus den Flüssen die Schiffe. Sie werden verrotten lassen die teuren Systeme der Kommunikation, werden reden nur mit dem, den sie sehen und wenig reden und werden irgendwohin gehen und dann dort bleiben und spricht man ihnen von Wertevernichtung und von Verlust, zucken sie mit den Schultern. Sie finden sich zusammen in Gruppen von zwanzig bis achtzig vielleicht, die Brunnen sich graben und Feuer warten und gemeinsam irgendwas summen bisweilen, das an Miles Davis oder Louis Armstrong erinnert, begleitet von trommelnden Stöcken. Es wird Schreie geben, vereinzelt, über die sich die Stille rasch schließt. Sie werden meiden in weitem Umkreis die sich leerenden bald leeren Städte, die Dörfer sogar, werden vorbeiziehen sehen andere, später Aufgebrochene, auf deren Weg, der nur wegführt und nirgendwo hin. Sie werden sich geduldet nur sehen in den Ebenen, an den Flüssen, werden in seltsamer Inbrunst ihres Verfehlens gedenken, denn sie spüren die Gifte im Boden, im Wasser, noch am Rande der Gletscher den fallout auf der Haut, atmen die langlebigen Strahler aus geborstenen Reaktoren, wissen, es war wohl zu spät. Das Ereignis des Lebens, das man das „höhere“ genannt hat, verebbt. Irgendwo kreist eine Kugel über toxischen Sphären mit einer noch lebenden Crew und morst Hieroglyphen ins leere All.
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